Zu Hause.

18.02.2017

Ich bin wandern gegangen. Einfach so. Alleine, ohne Ziel, ohne Zeitplan. Einfach raus in die Berge. Also, ich hatte schon eine Idee, wo ich hinwollte, dachte mir allerdings, wenn ich nicht bis da hin komme, ist es auch nicht schlimm, oder falls ich danach noch Lust habe, weiterzugehen, dann mache ich das halt. Es war eine wundervolle Erfahrung, es hat sich befreiend angefühlt, und ich hatte defintiv meine Freude daran. Ich war genau die Strecke schonmal gewandert, aber das hat nicht gestört. Und mir ist bewusst geworden, wie sehr ich jedes Bisschen von diesem Land liebe. Egal, wo ich bin, ich finde etwas Schönes, es gefällt mir überall. Ich fühle mich überall… zu Hause.

Ich hatte das Gefühl ja schon, als ich zum ersten Mal nach Neuseeland hineinkam, obwohl das Auckland war. Aber ich bin in Neuseeland einfach zu Hause. Und das ist etwas, was ich über Deutschland niemals sagen würde. Ganz Deutschland ist nicht mein Zuhause. Das Sauerland – ja. Definitiv. Und das wird es auch immer bleiben. Nordrhein-Westfalen – vielleicht auch noch. Aber ganz Deutschland? Nein. Dafür bin ich von Deutschland als Land viel zu wenig fasziniert, es interessiert mich nicht genug. Neuseeland will ich entdecken, und egal wo ich hinkomme, fühle ich mich automatisch willkommen, fühle ich mich wohl. So eine Erfahrung, wie ich an diesem Tag beim Wandern gemacht habe? „Ich gehe einfach planlos in die Berge und komme erst abends wieder und bin absolut glücklich“? So eine Erfahrung hätte ich in Deutschland nie machen können. Ich bin hier unten glücklich, weil so viel weniger nötig ist, um mich tatsächlich glücklich zu machen. Es ist so einfach.

Ich denke, irgendwann würde ich gerne hier hierziehen. Noch bin ich für diesen Schritt nicht bereit, bei weitem nicht. Es war verdammt nochmal schwierig genug, mich für ein halbes Jahr von allen und allem zu verabschieden und lozueisen. Aber ich glaube, dass ich hier so viel leichter ein glückliches Leben führen könnte. Vielleicht wird das auch niemals passieren. Wer weiß, was das Schicksal in Zukunft für mich bereithält? Ich weiß, dass ich so oder so nach Neuseeland zurückkommen werde. Ob ich tatsächlich herziehe, sei mal dahingestellt. Und wenn, dann, wie gesagt, noch nicht jetzt. Dafür bin ich noch viel zu sehr an mein eigentliches Zuhause gebunden. Es ist immerhin ungefähr so weit weg, wie man kommen kann. Aber ohne irgendeinen Zweifel ist Neuseeland mehr mein Zuhause als Deutschland. Nicht als das Sauerland. Nicht als meine Familie. Aber als Deutschland. 

Lass dich feiern!

16.02.2017

Vor meinem Geburtstag hatte ich, das muss ich zugeben, ein wenig Bammel gehabt. Ganz alleine am anderen Ende der Welt, wusste ich ja nicht, ob ich zum Zeitpunkt meines Geburtstages schon längere Zeit am selben Ort sein würde oder irgendwo nur auf der Durchreise. Wenn ich auf der Durchreise wäre, hätte ich wohl niemanden gehabt, der von meinem Geburtstag gewusst, geschweige denn mit mir gefeiert hätte. Jetzt war ich aber ja in Alexandra, nun auch schon zwei Wochen, und irgendwie war auch schon zur Sprache gekommen, dass ich Geburtstag hatte. Und so, obwohl ich noch zwei Tage zuvor überhaupt nicht in Stimmung gewesen war, hatte ich doch einen echt schönen Geburtstag.

Zuerst einmal: das Wetter! Wenn man im Februar Geburtstag hat, ist man Schneematsch oder Regen und Temperaturen um, wenn man Glück hat, so 14°C gewöhnt. Dieses Jahr aber lag mein Geburtstag ja jetzt mitten im Sommer!

Somit hatte ich auf einmal zum Geburtstag um die 25°C und strahlenden Sonnenschein. Das war zwar extrem ungewohnt, aber superschön! Und obwohl ich arbeiten musste, hatte ich in den Pausen ja die Möglichkeit, nach draußen zu gehen und mich auf dem Hof in die Sonne zu setzen und ein bisschen braten zu lassen. Und zu arbeiten war mir ehrlich gesagt auch lieber, als wenn ich frei gehabt hätte, die anderen beiden aber hätten arbeiten müssen (was zwei Tage zuvor der Fall gewesen war) und ich dann an meinem Geburtstag alleine im Hostel gehockt hätte. So hatte ich sogar das Glück, dass Linda, eine der älteren Hinton-Angestellten, mir, weil ich ja Geburtstag hatte, erlaubte, einige der zum einpacken zu weichen Aprikosen in einer extra Kiste zu sammeln, um sie mit nach Hause zu nehmen, sodass ich letztendlich eine halbe Kiste super reifer Aprikosen mitnehmen konnte. 

Vom Wetter ganz abgesehen gab es Kuchen! Viola machte mir zum Geburtstag einen extrem leckeren veganen Schokokuchen, den wir uns nachmittags alle teilten. 

Über den Kuchen habe ich mich ziemlich gefreut, vor allem weil Viola nach dem Rezept schon vorher einmal gebacken hatte und ich somit wusste, dass der Kuchen super lecker war. Zusätzlich hatte sie mir noch einen kleinen Kuchen gebacken…

… naja, die Geschichte steht ja auf dem Bild.

Fast noch mehr gefreut habe ich mich aber, dass ich tatsächlich ein Geschenk zum Geburtstag bekam, und zwar von Jamie. Schon einige Tage vor meinem Geburtstag verriet sie mir, dass sie mir eine Kleinigkeit gekauft hätte, weil sie es lustig fand und dachte, es könnte mir auch gefallen. Nun stellte sich heraus, dass es wirklich extrem witzig war:

… dieses T-Shirt.

Die Geschichte dazu war folgende: an Violas und meinem ersten Arbeitstag arbeitete ich die ersten zwei Stunden bis zur Frühstückspause so vor mich hin, bis ich in der Pause dann Jamie mit Kopfhörern herumlaufen sah. Auf Nachfrage erzählte sie mir, dass wir sehr wohl Musik über Kopfhörer hören durften, was für mich eine unglaubliche Erleichterung war, da es so etwas wie Abwechslung verhieß. Als ich also in meiner Musik einfach auf Play drückte, dachte ich nicht daran, dass ich in einer Playlist mit nur 8 Liedern war. Das fiel mir nach einigen Minuten auf, aber ich wollte dann auch nicht mitten in der „Arbeitsphase“ mein Handy herausholen, um die Playlist zu wechseln. So hörte ich also um die zwei Stunden lang 8 Lieder in Dauerschleife, unter anderem „Hotel California“ von den Eagles. Als wir nach der Arbeit noch im Supermarkt waren, lief dort auch eben dieses Lied, woraufhin ich Jamie die Geschichte auch erzählte, und als sie einige Tage darauf dieses Shirt sah, fand sie das ein passendes Geburtstagsgeschenk für mich. Es war auch wirklich witzig. (Übrigens verfolgt mich „Hotel California“ immer noch. Das Lied läuft ständig überall, das ist manchmal schon fast gruselig.) Tom wollte mir eigentlich auch ein Geburtstagsgeschenk besorgen, wie er mir später anvertraute, und zwar wollte er mir einige Postkarten kaufen, weil er wusste, dass ich Postkarten sammelte, um sie nach Hause zu schicken. Als er aber Feierabend hatte, waren die zwei Läden, in denen man in Alexandra Postkarten bekommt, schon zu (wie in den meisten kleinen Orten hier in Neuseeland macht in Alexandra eigentlich alles bis auf den Supermarkt und das Warehouse um 17 Uhr zu), weshalb ich doch keine Postkarten bekam. Aber wie sagt man so schön? Der Gedanke zählt. 

Somit hatte ich gutes Wetter, Kuchen, ein Geschenk, eine recht nette Runde abends (die gab es zwar fast jeden Abend, aber an diesem Abend eben auch), und hatte insgesamt einen deutlich schöneren Geburtstag, als ich mir vor Beginn meiner Zeit erhofft hatte. 

Wie die Zeit vergeht

14.02.2017

Es war Valentinstag, und ich war jetzt schon zwei Wochen in Alexandra. Seit drei Tagen arbeitete ich im pack house, aber ich hatte jetzt schon die Schnauze voll davon und war froh über meinen ersten Tag frei. Vom Valentinstag habe ich übrigens so gut wie gar nichts mitbekommen – ein Hoch auf Neuseeland! Keine Super-Spezial-Angebote, keine rote und rosa Deko überall, es war bis auf ein oder zwei kleine Hinweisschilder in Geschäften ein Tag wie jeder andere. Ich legte einen faulen Tag im Hostel ein, schlief halbwegs aus, bummelte später ein bisschen durch die Stadt und hatte tolles Wetter. Gegen 16 Uhr kam Theresa von der Arbeit zurück, und nach einer kurzen Weile entschlossen wir uns, zur Uhr von Alexandra zu gehen.

Die Uhr war mir schon am ersten oder zweiten Tag in Alex aufgefallen, eine riesige, tatsächlich funktionierende Uhr in den Bergen um die Stadt, die man von fast überall in der Stadt sehen kann und die fast an das Hollywood-Zeichen erinnert – ein großes Wahrzeichen in den Bergen über der Stadt. Theresa und ich machten uns also auf den Weg und gingen erstmal denselben Weg, wie ich einige Tage zuvor mit Kasper und Julie gegangen war, am Fluss entlang und über die Shaky Bridge, dann jedoch nicht nach rechts, sondern nach links, und nach wenigen Metern ging der Weg nach rechts hoch zur Uhr. 

Die Wanderung war an sich nichts besonderes und nur auf den letzten Metern ziemlich anstrengend, aber das Gefühl, oben direkt unter der Uhr zu sitzen, war doch ziemlich cool. 

Der Ausblick war auch nichts super besonderes…

… nur ein bisschen Stadt halt…

… aber es hat sich doch definitiv gelohnt! Wir haben noch eine ganze Weile da oben gesessen und uns die Sonne auf den Kopf scheinen lassen, bevor wir so um sechs, halb sieben uns auf den Rückweg gemacht haben. Meine Zeit hier in Alex verging wirklich wie im Flug, ich war nun schon einen ganzen Monat in Neuseeland, doch noch immer konnte mich jede Kleinigkeit einfach nur völlig verzaubern. Dieses Land war wie für mich gemacht!

Wenn früh am Morgen die Werkssirene dröhnt

11.02.2017

Am Tag, nachdem Theresa angekommen war, konnten wir endlich einen neuen Job beginnen, und zwar im pack house. Also: Früchte einpacken. Theresa fing in einem anderen pack house an, das ausschließlich auf getrocknete Aprikosen spezialisiert war, aber Viola und ich arbeiteten ab jetzt bei Hinton, wo wir wechselnde Früchte in die Kisten verpacken mussten, in denen sie im Supermarkt angeboten werden. Jamie arbeitete schon seit einer Woche dort, aber weitere Arbeitskräfte wurden erst jetzt gebraucht. Ich war unglaublich froh, endlich wieder etwas tun zu können, aber schon nach einigen Stunden ging mir die Arbeit gehörig auf den Senkel. Im pack house zu arbeiten, ist so ziemlich die ödeste Aufgabe, die man haben kann.

Morgens um acht war für gewöhnlich Arbeitsbeginn. Dann wurden etwa zwei Stunden gearbeitet, es gab eine Viertelstunde Frühstückspause um 10 Uhr, wieder knapp zwei Stunden, eine halbe Stunde Mittagspause meist so um 12:30 Uhr, wieder um die zwei Stunden, dann nochmal eine Viertelstunde Pause, und Feierabend gab es meist so um 17 Uhr. Dadurch, dass der Arbeitstag so penibel durchgetaktet war, erschien ein Tag wie der andere, und es wurde unglaublich schnell mental ermüdend, obwohl die Arbeit körperlich überhaupt nicht anstrengend ist. 

Von einem Förderband wurden die Früchte in diese großen, sich drehenden Behälter geleitet…

… davon gab es mehrere in einer Reihe, da die Früchte von der Maschine auch noch nach Größen sortiert waren…

… und dann stand man neben den drehenden Behältern und sortierte die Früchte, so schnell und ordentlich man konnte, in diese Kisten ein. Deshalb ist auch die Sortierung nach Größe wichtig, da es diese Plastikeinlagen in verschiedenen Größen gibt und man zum Beispiel in eine kleine Plastikschale die großen Pfirsiche nicht hineinbekommt.

Es gab auch Unterschiede, wie man die Früchte in die Kisten zu sortieren hatte. Nektarinen wurden alle sunny side up einsortiert, das heißt mit der am meisten geröteten Seite nach oben, Pfirsiche dagegen bottoms up, also mit dem Stiel nach unten, bis auf die kleinste Sorte, die wurde auch bei den Pfirsichen sunny side up einsortiert. Aprikosen und Pflaumen kamen gar nicht in solche Plastikeinlagen, sondern für diese gab es extra höhere Kisten, die dann einfach bis zu einer bestimmten Höhe mit Früchten gefüllt wurden. Die Unterschiede in der Packtechnik waren vor allem zwischen Pfirsichen und Nektarinen verwirrend, und wenn dann gerade mal wieder von einem auf das andere umgestiegen worden war, kam es vor, dass man schon eine halbe Kiste gepackt hatte, bevor man merkte, dass man es auf die falsche Art und Weise gemacht hatte. Zusätzlich musste man natürlich auch noch beachten, ob die Früchte überhaupt schön genug aussahen, um sie zu packen, wenn ein Pfirsich z.B. zwei oder drei braun getrocknete Risse in der Haut hatte (womit er immer noch absolut essbar und noch nicht einmal besonders hässlich ist), durfte er nicht mehr verpackt werden. Die aussortierten Früchte legte man vor sich in Kopfhöhe auf ein Förderband (wenn man weiß, wo es ist, kann man das Band auf dem zweiten Bild auch sehen), und sie wurden in einer großen Kiste am Ende der Halle gesammelt. Am Ende des Tages oder auch zu den Pausen konnten wir dann an die Kiste gehen und schauen, ob wir einige der Früchte mitnehmen wollten. Alles, was äußerliche Schrammen hatte, zu weich war oder Dellen hatte, musste aussortiert werden, teilweise warf man die Hälfte der Früchte weg und sortierte nur die Hälfte in die Kisten – eine traurige Verschwendung. Man kann sogar von außen erkennen, ob der Stein gesprungen, also in zwei Hälften gebrochen ist. Auch diese Früchte mussten aussortiert werden, diese aber mit recht, da sie von innen schimmeln. Mir persönlich waren Nektarinen immer das liebste zu packen. Also, eigentlich weiße Nektarinen. Davon hatte ich zuvor noch nie gehört, aber es gibt tatsächlich einen Unterschied zwischen weißen und gelben Nektarinen. Nach den beiden Nektarinen kamen auf meiner Beliebtheitsskala dann die Pfirsiche, dann ganz lange gar nichts, dann die Pflaumen und kurz darauf Aprikosen. Pflaumen waren furchtbar zu packen, da diese immer eiskalt und nass waren, sodass man nach einer Viertelstunde Pflaumen packen seine Hände vor Kälte nicht mehr spürte und kaum noch anständig bewegen konnte, aber Aprikosen waren einfach unglaublich nervtötend, da man unheimlich vorsichtig sein musste, was man einpackte und was nicht, und es auch keine wirklichen Vorgaben dazu gab. 

Und natürlich musste alles immer möglichst schnell vonstatten gehen. Bei den Nektarinen, vor allem den weißen, entwickelte ich nach kurzer Zeit ein beachtliches Tempo, wenn ich nicht gerade die kleinste Größe packen musste (man wechselte zwischen den Behältern hin und her, ging immer dahin, wo man gerade gebraucht wurde). Bei allem anderen war ich etwas langsamer, allerdings hatte ich das Glück gehabt, dass ich an unserem ersten Tag ganz zu Anfang, als die Neuen noch scharf beobachtet wurden, für einen Anfänger ziemlich schnell und gut gearbeitet hatte, sodass ich einen guten ersten Eindruck hinterließ und danach meist in Ruhe gelassen wurde. Viola hatte weniger Glück. Bis zum Ende gab es eine der älteren Angestellten, die schon länger bei Hinton arbeitete, die Viola ständig sagte, sie müsse schneller arbeiten, sonst würde sie wohl entlassen – und dabei arbeitete Viola nicht viel langsamer als ich. 

Insgesamt war ich froh über meinen Arbeitsplatz bei Hinton – ich bekam regelmäßig Geld, wir arbeiteten drinnen, waren also nicht dem Wetter ausgesetzt – aber es war trotzdem so ungefähr der langweiligste Job, den man sich vorstellen kann, und wenn ich jetzt die Wahl hätte, pack house oder Weingut (auf den Weingütern habe ich später noch gearbeitet), wäre es definitiv das Weingut. Definitiv. 

Was sucht ihr in der Riddermark?

10.02.2017 

Nach dem Ausflug zu den Moeraki Boulders folgten einige Tage von nervtötendem Herumsitzen. Ein neuer Job stand eventuell in ein paar Tagen in Aussicht, und so hockte ich drei Tage lang im Hostel herum, weil es in Alexandra jetzt auch nicht so wirklich viel zu machen gibt. Deswegen war ich froh, als am vierten Morgen der recht neu angekommene Schwede Kasper und die Tschechin Julie zusammen wandern gehen wollten. Wohlgemerkt, die beiden kannten sich nicht. Sie hatten sich den Tag zuvor getroffen und sich überlegt, am nächsten Tag zusammen wandern zu gehen. Sie waren eigentlich schon im Aufbruch, als Julie mich fragte, ob ich nicht auch mitkommen wollte. Natürlich wollte ich. In drei Minuten war ich fertig.

Wir liefen zuerst ein Stück am Fluss entlang, mit dem Ziel, in die umliegenden Berge zu kommen. Irgendwann fanden wir dann auch die gesuchte „Shaky Bridge“, eine Art Hängebrücke, über die man ans andere Flussufer kam. Von dort aus war es nochmal ein ganzes Stück über eine staubige Straße, bis wir tatsächlich in die Berge kamen. Das erste Stück des Weges war für jemanden von meiner Kondition (nämlich gar keiner) echt anstrengend, nach einer Weile wurde es etwas besser, auch wenn es auch dann noch gefühlt die ganze Zeit bergauf ging. Aber es fühlte sich gut an, nach drei Tagen der Untätigkeit wieder mal etwas zu unternehmen, und die Aussichten, mit denen wir schon nach recht kurzer Zeit belohnt wurden, waren die Anstrengungen absolut wert. 

Kasper kehrte nach einer Weile um und ging zurück zum Hostel, weil er noch auf eine Mail wartete, aber Julie und ich gingen noch eine ganze Weile weiter. Irgendwann erreichten wir relativ weit oben eine erstaunlich große Fläche (fast schon eine Art Hochplateau), und irgendwie sah das gleich vertraut aus…

… bis mir endlich auffiel: das sieht aus wie Rohan!

 

Ich weiß natürlich nicht, ob irgendwelche Rohan-Szenen aus dem Herrn der Ringe tatsächlich hier gedreht wurden, ich wage das aber mal eher anzuzweifeln, davon hätte ich in meiner Zeit in Alex sicherlich etwas gehört. Aber die Gegend sah dem doch schon sehr ähnlich, und ich kriegte das Grinsen gar nicht mehr aus dem Gesicht. Nachdem ich einige Fotos gemacht hatte, gingen wir noch weiter, bis wir plötzlich vor einem Tor standen und nicht weiter durften. Das war uns jedoch beiden nur lieb, denn eigentlich wurde es auch schon höchste Zeit, dass wir zurückgingen, Julie wollte an diesem Tag noch weiter. Aber wenn man einfach mitten auf dem Weg umdreht, denkt man immer, was, wenn hinter der nächsten Ecke ein total schöner Ausblick oder sonst was gelegen hätte? Mit diesem Tor hatte unsere Wanderung jetzt einen definitiven Endpunkt, und das fühlte sich deutlich besser an. Ursprünglich hatten wir bis zum Baker’s Point gehen wollen, die nächste Station auf dem Roxborough Track, doch da waren wir irgendwie nicht hingekommen. Wie ich inzwischen weiß, hätten wir dafür direkt hinter dem Schild, bei dem wir uns das überlegt hatten, rechts gemusst, sind aber links gegangen – das war uns damals aber nicht klar. Wir drehten also um, und der Weg zurück in die Stadt war deutlich einfacher, weil es jetzt ja nur bergab ging.

Zurück im Hostel, saß ich ich gerade auf der Terrasse, als plötzlich von links jemand in mein Blickfeld lief – Theresa! Nachdem sie ja, gleich nachdem wir von Paihia aus wieder in Auckland angekommen waren, verschwunden war und mit einem Typen, den sie über Facebook kannte, zusammengetan hatte, hatte ich gut zwei Wochen nichts von ihr gehört, bis sie mich, als ich schon bei Marj war, anschrieb und fragte, wo ich war und was ich so machte. Ich hatte ihr von dem Hostel vorgeschwärmt, vor allem, weil sie auch nach einem Job suchte und das ja hier in Alexandra und mit Marj’s Hilfe so schön einfach war. Jedoch hatte Theresa mir nicht gesagt, dass sie sich jetzt tatsächlich auf den Weg hierher gemacht hatte, und tauchte jetzt einfach auf. Gefreut habe ich mich trotzdem, ein vertrautes Gesicht zu sehen. Mit Theresa hatte sich jetzt die kleine „Fellowship“ zusammengefunden, die über die nächsten knapp vier Wochen die Grundbesetzung des Hostels bildete: Kasper, der Schwede, Viola, Theresa und ich, die Deutschen, plus Sarah und Chris, das deutsche Pärchen, Jamie, die Amerikanerin, Olivier, ein recht stiller Franzose, und Tom, ein ständig besoffener und rauchender Engländer. Wir waren alle im Alter von 19-24 (bis auf Jamie, die ja schon 29 war), und es bildete sich eine unglaublich coole Gruppe. Dann war da noch Rex, ein älterer Mann, der irgendwie gruselig war, ständig rülpste, unwitzige Witze erzählte, furchtbar unverständlich sprach selbst für jemanden, für den Englisch zu verstehen eigentlich kein Problem ist, und mit dem man insgesamt ungerne allein war, ich persönlich habe meist mein Möglichstes getan, Rex einfach zu ignorieren. Nach etwa einer weiteren Woche zog noch Major als weiterer Longtermer ein, der zur Hälfte Maori war und auch in unsere Altersspanne passte. Zuerst fand ich Major sehr sympathisch, doch meine Wahrnehmung von ihm änderte sich mit der Zeit radikal, und inzwischen habe ich ihn als „voll der Arsch“ abgestempelt und abgeheftet. 

Dieser Abend war jedoch einer der coolsten, die ich in meiner Zeit bei Marj hatte. Wir saßen alle draußen auf der Terrasse, irgendwie vergrößerte sich die Runde beständig, irgendwann saßen sogar die drei japanischen Bewohner aus dem hinteren Zimmer bei uns, die man sonst selten sah und die eher unter sich blieben. Es wurde viel und laut geredet, es war eine sehr sehr lustige Runde, und dann stimmten wir irgendwann einen furchtbaren, aber sehr amüsanten Chor von „Bohemian Rhapsody“ von Queen an. (Das Video erspare ich euch jetzt mal, ist echt nicht schön.)

Ja, ich hab mich beim Songtitel da leicht vertippt…

Irgendwann später, als Jamie dann auch zu uns gestoßen war, schlossen wir einen Laptop an den Fernseher an, um darüber YouTube-Karaoke-Videos abzuspielen eine Karaoke-Nacht zu veranstalten. Ein Lied wurde abgespielt und noch eins, und beim dritten Lied überlegte sich Tom, natürlich wie üblich völlig besoffen, mit Jamie zu tanzen. Das sah sogar so um die 20, 25 Sekunden richtig gut aus, bis Tom stolperte, das Gleichgewicht verlor und, Jamie mit sich ziehend, rückwärts in einen kleinen Beistelltisch stürzte. Der Tisch fiel um (ging aber immerhin nicht kaputt), das daraufstehende Bier lief auf den Teppich aus, und, wie auch immer er das anstellte, stieß sich Tom dabei dermaßen den Zeh, dass wir alle zuerst dachten, er wäre gebrochen. Dafür heilte er letztendlich zu gut, aber mit diesem kleinen Zwischenfall endete die Karaoke-Nacht dann auch recht schnell wieder. 

Insgesamt verliefen viele Abende in den nächsten drei, vier Wochen so, nur selten in so großer Runde. Es wurde draußen gesessen (weil es ja auch noch Sommer war, wurde es erst um 21:00 oder 21:30 wirklich dunkel), geredet, Musik abgespielt oder Karten gespielt. Sehr bezeichnend dafür ist, dass ich in dieser Zeit vier Kartenspiele gelernt habe: eines hieß „Go Fish“, und die anderen hießen Asshole, Bullshit und Shithead. Nunja. Aber so einen ungezwungen witzigen und coolen Abend wie an diesem Tag hatten wir leider so nicht nochmal.

Für… ein paar Steine?

05.02.2017

Da wir nun keine Arbeit mehr hatten, entschieden Viola und ich uns, einen Daytrip zu machen. Ich hatte nun so gar keine Ahnung, was man in der Umgebung so machen könnte, aber Viola schlug die Moeraki Boulders vor, eine Felsformation an der Ostküste. Somit machten wir uns im Laufe des Vormittages auf den Weg zum Ortsausgang, denn da wir beide kein Auto hatten, wollten wir hitchhiken. Es war mein erstes Mal, per Anhalter zu fahren, aber Viola hatte damit schon Erfahrungen gesammelt, sie reiste nur per hitchhiken durch Neuseeland. Wir standen etwa 15 Minuten lang an der Straße, bis ein älterer Mann anhielt und uns mitnahm. Ich fand das völlig in Ordnung, Viola erzählte mir aber, dass das schon eine recht lange Wartezeit war. Der Mann konnte uns nur bis in den nächsten Ort mitnehmen, in dem ein Ukulelen-Festival stattfand, zu dem er wollte. Das war nur eine Fahrt von etwa 30 Minuten. Er war jedoch zuversichtlich, dass wir von dort aus auch eine weitere Mitfahrgelegenheit an die Ostküste bekommen würden.Wir stiegen also im nächsten Ort aus, der selbst die Bezeichnung „Ort“ kaum verdiente, hielten den Daumen raus und warteten. Und warteten. Und warteten. Immerhin hatten wir durch das Ukulelen-Festival etwas musikalische Untermalung. Eine Stunde, anderthalb, fast zwei vergingen. Keines der wenigen Autos, die durch den Ort kamen, machten Anstalten, stehenzubleiben. Schließlich entschieden wir, dass es keinen Sinn mehr machte, es weiter zu versuchen, denn selbst wenn wir es bis zu den Moeraki Boulders schaffen würden, wäre es zu spät, bis wir wieder zurückkommen würden. Als Hitchhiker ist man sehr stark von manchen Dingen abhängig. Im Dunkeln zum Beispiel nimmt niemand Hitchhiker mit, einerseits weil man die Personen am Straßenrand als Autofahrer dann erst sehr spät sieht, und andererseits, weil jeder im Dunkeln etwas unheimlich aussieht. Wir wechselten also die Straßenseite und versuchten, zurück nach Alexandra zu kommen. Bestimmt eine weitere Stunde warteten wir ohne Erfolg. Inzwischen hatte uns ein Journalist, der an uns vorbeigelaufen war, angeboten, uns mit zurückzunehmen, wenn er fuhr, er hatte aber vorerst noch auf dem Ukulelen-Festival zu tun. Endlich kam eine Frau auf uns zu, die von dem Festival kam, fragte uns, wo wir hinwollten, und begann daraufhin, ihr proppenvolles Auto so umzuräumen, dass wir beide Platz darin fanden. Als wir endlich zurück im Hostel waren, war es schon fast 15 Uhr, sodass wir auch die zwischendurch entstandene Idee, noch nach Wanaka zu hitchhiken, verwarfen und stattdessen in Alexandra zum Fluss gingen. Dazu muss man der Fairheit halber aber sagen, dass der Fluss in Alex echt einen Besuch wert ist. Oder auch mehrere Besuche. 

Auf dem Bild kommt leider gar nicht so richtig raus, wie schön blau der Fluss eigentlich ist

Wir saßen bestimmt noch zwei Stunden oder länger am Fluss (schwimmen sind wir leider nicht gewesen, dafür war das Wasser dann doch zu kalt) und redeten. Dabei kam unter anderem die Idee auf, den Roys Peak zu machen, eine Bergwanderung in Wanaka. Dafür, so meinte Viola, bräuchte ich aber auf jeden Fall Wanderschuhe, und die hatte ich nunmal nicht. So gingen wir auf dem Rückweg zum Hostel noch beim Warehouse vorbei, einer der großen Ladenketten in Neuseeland, wo man von Campingausrüstung über Schuhe aller Art, Küchengeräte, Kleidung, Tupperware und Filme bis hin zu Waschmittel, Shampoo und Schmuck alles kaufen kann, eigentlich alles bis auf Nahrungsmittel. Dort kaufte ich mir billige Wanderschuhe (wirklich billig, ich glaube, ich habe knapp 20$ bezahlt, aber dementsprechend ist die Qualität beim Warehouse halt dann auch und das weiß man auch vorher). Somit stand Roys Peak am nächsten Tag also nichts mehr im Wege. 

06.02.2017

Jetzt sprang doch noch etwas in den Weg. Und zwar hatten Viola und ich uns überlegt, den Roys Peak mit Jamie zusammen zu machen, und als wir sie fragten, war sie auch sofort Feuer und Flamme und wollte unbedingt mitkommen. Am Morgen kam ihr jedoch irgendetwas dazwischen (ich glaube, sie musste putzen), und wir verschoben Roys Peak auf ein andernmal. Viola und ich entschieden uns stattdessen, unseren Trip vom vorherigen Tag noch einmal zu probieren, allerdings diesmal auf dem anderen Highway. Wir hatten es zuvor auf dem kürzeren Weg probiert, allerdings war das auch der weniger befahrene Highway. Dieses Mal versuchten wir es über den größeren Highway, auch wenn der Weg dadurch etwas länger wurde. (Einschub. Der Begriff „Highway“ kann hier irreführend sein. Gemeint sind nicht die 4- bis unendlich-spurigen Schnellstraßen, die man aus Amerika als „Highways“ kennt. In Neuseeland sind die Highways das Netz an Hauptverkehrsstraßen, ähnlich wie bei uns die Autobahn, die Straßen entsprechen allerdings mehr unseren Landstraßen – die Autobahn ist ja doch eine rein deutsche Erfindung. Und dafür, dass es die Hauptverkehrsstraßen sind, sind die neuseeländischen Highways doch manchmal recht schmal und winden sich teils unmöglich durch die Berge, sodass man, obwohl überall Höchstgeschwindigkeit 100 herrscht, über längere Zeit nicht über 60km/h hinauskommt.)

Da wir, weil wir ja eigentlich Roys Peak machen wollten, schon früh wach gewesen waren, standen wir schon um 8:30 morgens am Ortsausgang diesmal in einer anderen Richtung aus dem Ort. Wir warteten diesmal wirklich recht lange, über eine halbe Stunde, bis das erste Auto neben uns hielt. Der Fahrer wollte eigentlich nur bis in den nächsten Ort, aber wir waren schon recht genervt von einer halben Stunde Warten, sodass wir trotzdem einstiegen. Während der Fahrt rief der Fahrer seine Kumpels an, mit denen er sich im nächsten Ort treffen wollte – sie wollten auch nach Dunedin, der Stadt an der Ostküste, die unser vorläufiges Ziel war. Und, als sollten wir doch auch einmal Glück haben, hatten die Kumpels im Auto noch zwei Plätze frei. Wir konnten also weiter mitfahren. 

Wir wechselten im nächsten Ort von einem Auto ins andere. Es war ein Sechssitzer – drei Zweierreihen Sitze hintereinander, jeweils einer rechts und links, und in der Mitte war Platz, total seltsam, so eine Aufteilung habe ich in einem Auto noch nie gesehen. Viola und ich saßen ganz hinten. Die anderen vier kamen von den Inseln nördlich von Neuseeland (Cook Islands. Glaub ich.) und unterhielten sich die ganze Zeit miteinander in ihrer Muttersprache, die Viola und ich natürlich nicht verstanden. Insgesamt war die Atmosphäre einfach unangenehm. Nach einer Weile fragte mich Viola, nun ihrerseits auf Deutsch, damit die anderen uns nicht verstehen konnten, „Was meinst du?“, und ich antwortete ihr wahrheitsgemäß, dass es zwar jetzt nicht angenehm war, so zwei Stunden zu verbringen, ich aber keine Angst hatte.

Irgendwann hatten wir dann auch Dunedin erreicht und konnten die Typen endlich hinter uns lassen. Es war jetzt noch nicht mal zwölf Uhr und wir lagen so gut in der Zeit, dass wir uns entschieden, uns in Dunedin etwas Zeit zu nehmen. Zuerst verbrachten wir einige Zeit in einem Souvenirladen, dann setzten wir uns vor die alte Bahnstation und genossen das trotz der Wolken recht warme Wetter. Wir gingen im Countdown ein bisschen einkaufen, eine der großen Supermarkt-Ketten in Neuseeland, die in Alexandra nicht vertreten ist. Dort ist es tatsächlich auch meist billiger als im New World, aber hauptsächlich gingen wir hin, weil es dort vegane Schokolade gab, die Viola kaufen wollte. Dann machten wir uns langsam auf den Weg aus der Stadt raus, wobei wir aber noch eine Weile in einem absolut süßen Buchladen verschollen waren, in den ich mich sofort verliebt habe…

… und uns noch beim PizzaHut eine Pizza als Mittagessen holten. Als wir dann endlich am Ortsausgang standen, war es plötzlich schon 15 Uhr und wir lagen ganz und gar nicht mehr gut in der Zeit. Zu allem Überfluss fing es, als wir grade zwei Minuten dort standen, an zu regnen. Im Regen zu hitchhiken ist ein zweischneidiges Schwert. Entweder man wird super schnell mitgenomen, weil die Autofahrer Mitleid haben, dass man im Regen steht, oder man wird gar nicht mitgenommen, weil niemand nasse Hitchhiker im Auto haben will. Bei uns war glücklicherweise ersteres der Fall, und nach etwa drei Minuten nahm uns ein Typ im Sportwagen mit. Normalerweise sind diejenigen, die Hitchhiker mitnehmen, aus irgendeinem Grund immer die mit den alten Autos. Wenn man einen anderen Backpacker erwischt, dann sowieso, die haben immer alte Autos, aber auch, wenn einen die Locals mitnehmen, sind es meistens die mit den klapprigen Schrottkisten. Das Fahren in dem Sportwagen war unproportional angenehm, und dass der Fahrer die Geschwindigkeitsbegrenzung völlig ignorierte und teilweise bis 130km/h fuhr, vermittelte fast das Gefühl von Autobahn. Der Fahrer wollte an diesem Tag noch bis nach Christchurch, also noch ein gutes Stück die Ostküste hoch, sodass er uns direkt an den Moeraki Boulders rauslassen konnte. Vom Parkplatz aus ist es noch ein Fußweg von etwa 5 Minuten am Strand entlang, bis man die Felsen vor sich sieht.

Die Moeraki Boulders sind an sich einige Felsen an der Küste, die von kugel- bis eiförmig reichen. Wenn man Wikipedia glauben kann, kann sich die Wissenschaft nicht ganz erklären, woher die Steine ihre Form haben. Es gibt einige Theorien, von denen aber keine sicher bewiesen werden kann. Es ist nichts super spektakuläres, aber es waren doch recht viele Touristen dort, was Fotos ohne andere Menschen im Hintergrund fast unmöglich machte. 

Mit meiner Begleiterin

Einer der Steine war kaputtgebrochen – da fragt man sich schon, was für Kräfte da wirken mussten
Ich hab dann auch einen Stein in Emils Größe gefunden 🙂

Wir verbrachten bei den Boulders etwa eine halbe Stunde, dann gingen wir zurück zur Straße, um uns auf den Heimweg zu machen. Inzwischen war es fast fünf. Wir hatten wieder recht schnell Glück, und ein australisches Pärchen nahm uns mit zurück nach Dunedin. Wieder dort angekommen, stellte sich uns allerdings ein neues Problem: in dieser Richtung konnten wir uns nirgendwo wirklich hinstellen, wo wir gut hätten hitchhiken können. Man muss eben z.B. an einer Stelle stehen, wo Autos auch anhalten können, außerdem muss man möglichst gut sichtbar sein, also beispielsweise nicht direkt hinter einer Kurve. Und in unserer Richtung ging es nunmal zuerst über den Motorway. Das ist das, was hier der Autobahn am nächsten kommt, eine gut ausgebaute, mehrspurige Straße, auf der Fußgänger und Anhalten nicht erlaubt sind und man auch schneller als 100km/h fahren darf. Motorways befinden sich rund um die größeren Städte, also es gibt einen Motorway in Auckland, in Wellington, Christchurch und Dunedin (und eventuell in Invercargill, da bin ich mir nicht sicher). Da wir aber auf dem Motorway nicht hitchhiken durften, mussten wir uns noch in der Stadt selbst an die Straße stellen, von wo aus man noch um die Ecke biegen musste, um auf den Motorway zu kommen, sodass natürlich niemand wusste, wo wir eigentlich hinwollten. Zwei Autos hielten für uns an, und bei beiden stellte sich heraus, dass sie in eine andere Richtung wollten. Schließlich hielt eine etwas verpeilt aussehende junge Frau an, die uns anbot, uns bis zum Ende des Motorways zu fahren, wo wir wieder stehen durften und dann auch unsere Richtung klar war. Das ist das Schöne am Hitchhiken, man trifft Leute, die bereit sind, einen bis an Orte zu bringen, wo sie selbst gar nicht unbedingt hinwollen.

Von dort aus hatten wir wieder Glück, denn wir wurden von einer Frau mitgenommen, die bis zur Millers Flat fuhr, und von da aus war es nur noch eine knappe Stunde bis nach Alex. Da würden wir für das letzte kleine Stück bestimmt eine Mitfahrgelegenheit bekommen, dachten wir uns, eine Stunde ist keine allzu große Strecke zu hitchen. Als wir aber dann an der Millers Flat ausgestiegen waren, war es inzwischen nach acht Uhr abends, es dämmerte langsam, und natürlich fing es jetzt auch wieder an zu regnen. Wir stellten uns, so gut wir konnten, unter das Vordach der Millers Flat Tavern, vor der wir standen, und gingen nur, wenn ab und zu ein Auto vorbeikam, raus in den Regen, der uns jetzt, wo es dunkel wurde, in unseren kurzen Klamotten ziemlich kalt vorkam. Nach einer Weile kam der Wirt der Kneipe nach draußen und wünschte uns viel Glück beim Versuch, noch eine Mitfahrgelegenheit zu bekommen. Kurz darauf kam seine Frau nach draußen und bot uns an, dass wir auch dort bleiben könnten, da es jetzt wirklich schon dunkel wurde und es ja auch regnete, doch wir wollten eigentlich gerne noch bis zurück kommen, vor allem war es ja auch nicht mehr so weit. Doch es machte einfach niemand irgendwelche Anstalten, anzuhalten. Etwa fünf Minuten später kam die Frau wieder nach draußen und forderte uns auf, reinzukommen. Sie stellte uns eine Frau vor, deren Namen ich leider vergessen habe (nennen wir sie Jane), die am nächsten Morgen nach Alex fahren würde und uns mitnehmen konnte. Wir sollten in der Tavern bleiben, für das Zimmer mussten wir nichts bezahlen. Nach einer Weile ließen Viola und ich uns darauf ein, da wir auch beide müde waren. Wir bekamen eine heiße Schokolade aufs Haus, wir hätten sogar duschen dürfen, ein Angebot, das wir allerdings nicht annahmen, da uns das dann doch etwas dreist erschienen wäre. Stattdessen halfen wir der Besitzerin noch beim Spülen, sodass wir zumindest eine kleine Gegenleistung dafür brachten, dass wir dort unterkommen konnten. In unserem Zimmer stand ein kleiner Heizlüfter, Violas Bett hatte sogar eine Heizdecke. Jane sammelte uns am nächsten Morgen ein, und als wir, zurück in Alex, im Hostel ankamen, fragte uns Jamie, nachdem wir die Geschichte erzählt hatten: „Und das alles, um ein paar Steine zu sehen?“ Ja. Und das war es wert. Das war eines der Abenteuer, die irgendwie für Neuseeland stehen, und es war auch eine ziemlich coole Erfahrung. Vor allem ist es immer wieder schön, die unglaubliche Hilfsbereitschaft der Kiwis zu erleben – ich behaupte, in Deutschland wäre das so nicht passiert. Ein Abenteuer und eine ungeplante Nacht woanders für – ein paar Steine!

Angekommen!

01.02.2017

„I’ve come to the best place in the world“, schrieb ich am Abend diesen Tages auf Twitter. Und tatsächlich war ich und bin auch immer noch davon überzeugt, dass es mich viel besser gar nicht hätte treffen können. 

Der Weg mit dem Bus runter nach Alexandra nahm mehr als den halben Tag in Anspruch, denn es ging ein gutes Stück die Ostküste der Südinsel hinunter, und dann nochmal etwa die Hälfte der Breite der Insel inlands. Neuseeland ist im Endeffekt doch größer, als man denkt. Es sieht auf der Karte immer so klein aus, aber das liegt einfach daran, dass es neben Australien liegt, das nunmal riesengroß ist, und darum kann man die Größe von Neuseeland leicht unterschätzen. Es ist kein großes Land, aber man kann doch einiges an Strecken zurücklegen, vor allem in Nord-Süd-Richtung, da das Land sehr langgestreckt ist. Als der Bus also in Alexandra hielt, war es schon fast halb sechs. Ich stieg aus, nahm meinen Backpack aus dem Laderaum entgegen und wollte nun gerade Google Maps öffnen, um die vorher herausgesuchte Adresse des Hostels einzugeben, als mich ein älterer Mann ansprach und fragte, ob ich Victoria sei. Marj, die Besitzerin des Hostels, die ich am Tag zuvor angerufen hatte, um zu fragen, ob Zimmer frei seien,  hatte tatsächlich ihren Mann geschickt, um mich von der Bushaltestelle abzuholen! Wie er mir erklärte, „damit ich nicht mein ganzes Zeug von der Bushaltestelle bis zum Hostel schleppen muss“. Das ist ein Fußweg von 15-20 Minuten, wie ich inzwischen weiß, was mit einem schweren Backpack nicht gerade angenehm, aber auch alles andere als ein wirkliches Problem ist. 

Als ich also drei Minuten später beim Hostel ankam, wurde ich erstmal zur „Rezeption“ geschickt, die aus der Terasse des Privathauses der Besitzer besteht. Dort saß eine ältere Frau und zwei jüngere Mädels, die ich als „ebenfalls Backpacker“ einstufte. Marj begrüßte mich sehr herzlich und fragte mich, ob ich gut angekommen sei und eine gute Fahrt gehabt hatte, und es wurde noch ein bisschen geredet, bevor Marj mich mit den beiden Mädels rüber ins Hostel schickte (das liegt auf der anderen Straßenseite). Viola, ebenfalls eine junge Deutsche, die gerade Abi gemacht hatte, war momentan noch eher ruhig, dafür redete Jamie wie ein Wasserfall. Jamie kam aus den Staaten und war schon 29, damit also unsere „Hostelmami“. Außerdem arbeitete sie auch für Marj im Hostel, putzte also und musste dafür nichts für die Unterkunft bezahlen. 

Jamie führte mich dann auch im Hostel herum. Das Hostel war superschön, und ich habe mich sofort verliebt. Es schien von Anfang an wie das genaue Gegenteil der YHAs, in denen ich bisher gewesen war, und mehr wie das Hostel in Paihia, aber viel kleiner. Inzwischen weiß ich, dass im Hostel, wenn es ausgebucht ist, 24 Leute unterkommen können. Es scheint eher ein bisschen wie eine größere WG, mit einer normalen, wenn auch recht geräumigen Küche, im Gegensatz zu den „Großküchen“, die man in den großen YHAs findet, und es gibt ein Wohnzimmer mit einigen Sofas und einem Sessel und einem mittelgroßen Fernseher. Das ganze existiert dann in doppelter Ausführung, denn es gibt quasi zwei einzelne Wohnungen (Flat A und Flat B), denn 24 Leute in einer Küche mit 4 Herdplatten kochen zu lassen, wäre wohl doch etwas problematisch. In Flat B gibt es auch ein großes Regal mit DVDs, doch die meisten davon sind (aus einem mir nicht verständlichen Grund) Horrorfilme, für mich also uninteressant. Aber auf so ziemlich jeden Neuankömmling macht die riesige Menge DVDs schon ziemlich Eindruck, so auch auf mich. Insgesamt sah das Hostel unglaublich gemütlich aus, und die paar Leute, die draußen auf der Terasse saßen, schienen wirklich nett zu sein. Zwar blieb ich den ersten Abend allein, doch das war eher dem geschuldet, dass ich mich absichtlich etwas von den anderen abseits hielt, weil ich es hasse, in eine schon bestehende Gruppe hereinzuplatzen. Ich ging also nich kurz einkaufen (der New World Supermarkt ist nur 5 Minuten zu Fuß entfernt), machte mir etwas Einfaches zum Abendessen (ich weiß leider nicht mehr was) und ging dann schlafen. 

Denn schon auf dem Weg von Marj rüber ins Hostel hatte Jamie gefragt, ob ich am nächsten Tag mit ihnen arbeiten gehen wollte. Ich hatte erwähnt, dass ich mir gerne einen Job im Fruitpicking suchen wollte, und da sie und Viola mit Chris und Sarah, dem deutschen Pärchen, das auch im Hostel lebte, an diesem Tag spontan auf einer Farm außerhalb von Alexandra Pflaumen gepflückt hatte, hatte Jamie spontan gefragt, ob ich nicht mitkommen wollte. Somit hatte ich am Tag nach meiner Ankunft schon einen Job, was besser ist, als man erwarten kann, und ging glücklich ins Bett. Hier, das spürte ich, könnte ich mir eine neue Basis aufbauen. 

Die Arbeit begann am nächsten Tag um 7 Uhr morgens, das hieß, um 20 vor 7 losfahren. Marj fuhr uns zu der Farm, und nachdem Jamie den Besitzer gefragt hatte, ob ich auch arbeiten könnte, was mit einem „the more, the merrier “ beantwortet wurde, fuhr Marj wieder nach Hause. Die Arbeit an sich war absolut einfach. Es ist eben wirklich nur Pflaumen pflücken. Das Problem für mich war, dass man natürlich, um wirklich an die Bäume zu kommen, auf Leitern klettern musste. Ich hasse Leitern. Nach ein paar Minuten von ständigem Leiter-rauf-Leiter-runter gewöhnt man sich natürlich etwas daran, aber für mich persönlich war es jedes Mal ein Erfolg, wenn ich mich bis auf die letzte Stufe der Leiter vorgearbeitet hatte, während das für die anderen natürlich völlig normal war. 

Das zweite, allerdings viel größere Problem zeigte sich, als wir zur Frühstückspause gerufen wurden. Ich hatte mir nichts zu Essen mitgenommen. Ich hatte darüber einfach im Vorhinein gar nicht drüber nachgedacht, und jetzt stand ich da, der Tag war für 10 Stunden angedacht, und ich hatte nur eine Flasche Wasser dabei. Ich sammelte also ein paar der essbareren Pflaumen (die, die wir eigentlich pflückten, waren noch viel zu hart, um sie zu essen) und aß diese als „Frühstück“. In der Mittagspause gab mir Jamie etwas von ihrem Brot ab, aber insgesamt hatte ich 10 Stunden lang so gut wie nichts zu essen. Am nächsten Tag war ich in dieser Hinsicht schlauer.

Ich arbeitete drei Tage auf dieser Plantage, zwei Tage beim Pflaumenpflücken und einen Tag an den Aprikosen. Es war eine recht kleine Plantage, deshalb waren wir nach drei Tagen fertig, obwohl wir 5 die einzigen Arbeiter waren. 

Daraufhin hieß es erst einmal, ein paar Tage warten, bis ein neuer Job aufkam. Doch ich hatte mich schon in Alexandra und in das Hostel verliebt, und ich war tatsächlich… angekommen.

Und plötzlich… allein?

31.01.17

(Ich hab mich entschieden, ab jetzt ein Datum vor die Beiträge zu schreiben, um diese in Zusammenhang zu bringen, weil ich ja jetzt doch schon sehr hinterherhänge.)

In den meisten Hostels ist die Checkout-Zeit auf 10 Uhr morgens festgelegt, mein Flug ging an diesem Tag aber erst um kurz vor drei, und da ich keine Lust hatte, stundenlang am Flughafen herumzusitzen, hatte ich jetzt noch etwas Zeit in Auckland totzuschlagen. Eigentlich hatte ich vorgehabt, mein Backpack im Work’n’Holiday-Büro abzustellen und dann noch ein bisschen die Queen Street entlangzutingeln (denn da schleppt man nicht unnötig einen riesigen Rucksack von ungefähr 20 Kilogramm mit sich herum). Aber als ich aus dem Hostel in Auckland auscheckte, fiel ich plötzlich in ein so tiefes Loch, dass ich bloß zum Work’n’Holiday-Büro ging, mich dort auf ein Sofa setzte und am liebsten gar nicht mehr aufgestanden wäre. 

Ich habe Auckland gehasst, ich habe es wirklich gehasst, denn obwohl ich dort auch einige schöne Erfahrungen hatte, war ein Großteil der Zeit doch verschwendete Zeit, die ich mit Nichtstun in einer Stadt zubrachte, die mir praktisch nichts zu bieten hatte. Und doch hatte ich mich irgendwie daran gewöhnt. Versteht mich nicht falsch, ich konnte es gar nicht erwarten, aus der Stadt herauszukommen und endlich etwas anderes zu sehen. Aber inzwischen war noch über eine Woche vergangen, seit ich in die Stadt zurückgekehrt war, und ich hatte mich irgendwie festgelebt. Ich hatte im YHA eine Art Ausgangspunkt, der fest und mir sicher war und von dem ich wusste, dass ich abends dorthin zurückkehren würde, wenn ich tagsüber unterwegs war. Doch jetzt war ich endgültig aus dem YHA ausgecheckt, ich trug alles, was ich hatte, auf meinem Rücken, und fühlte mich plötzlich verloren, weil ich ganz auf mich allein gestellt war. Ich war meiner Basis beraubt worden. 

Ich weiß, dass das blöde klingt. Genau das ist doch der Sinn vom Work and Traveln, dass man frei ist, nicht an einen Ort gebunden, dass man gehen kann, wohin man will. Das ist mir sehr bewusst. Aber ich war ganz allein (viele schließen sich ja schon gleich zu Anfang mit einem oder mehreren anderen Backpackern zusammen), ich hatte keinen Buspass von einem der beiden großen Backpacker-Busunternehmen, und ich hatte kein Auto. Das ist ein wichtiger Punkt, denn mit einem Auto ist man deutlich selbstständiger und freier, dahin zu gehen, wo man hinwill, und außerdem gibt einem auch das eine Basis, denn man lebt ja dann im Auto. Ich hatte also nichts davon, und ich war mir nicht sicher, wie gut ich mich allein an einem neuen Ort integrieren können würde, da ich mein Leben lang eher extrem schüchtern gewesen bin.

So saß ich vor mich hinbrütend im Work’n’Holiday-Büro, bis es langsam Zeit wurde, einen Bus zum Flughafen zu nehmen. Ich verabschiedete mich von Katey und Simone aus dem Büro und noch einmal von Oli, der auch hergekommen war, um die Computer zu nutzen, obwohl ich mich von ihm schon am Morgen im Hostel verabschiedet hatte. Dann setzte ich meinen Rucksack auf und machte mich auf den Weg zur Bushaltestelle, wobei das mulmige Gefühl in meinem Bauch nur weiter wuchs. 

Seltsamerweise hatte der Flughafen auf mich dieses Mal den genau umgekehrten Effekt wie bei meinem Flug nach Neuseeland. Hatte ich damals noch Panik vor den Flughäfen bekommen und war der sicheren Überzeugung gewesen, nicht alleine zurechtzukommen, so hatte ich doch spätestens beim Umsteigen in Bangkok gemerkt, dass Flughäfen völlig unproblematisch sind, und jetzt beruhigte es mich sogar, als ich dort war, da es mir das Gefühl gab, in einer Situation zu sein, mit der ich vollständig und problemlos umgehen konnte. Der Flug selbst war kurz (etwa anderthalb Stunden), gab mir aber einige schöne Fotomotive. 

Wie die Wolken penibel nur über dem Land hängen, aber keine einzige über dem offenen Meer
Im Anflug auf, aber noch nicht ganz über Christchurch

In Christchurch gelandet, nahm ich einen Shuttlebus zum Hostel, wo ich die Nacht verbringen wollte. Ich bezog mein Zimmer und blieb dann einige Zeit lang im Aufenthaltsraum des Hostels, weil ich mich wieder schlecht fühlte und keine Lust hatte, rauszugehen. Christchurch interessierte mich auch nicht so sehr, dass ich es unbedingt sehen wollte. Als ich mich schließlich doch noch auf den Weg machte, um mir etwas zum Abendessen zu suchen (denn meine Vorräte in Auckland hatte ich genau so eingeteilt, dass nichts mehr übrig gewesen war, als ich auscheckte), war es schon fast acht Uhr abends. Im Stadtzentrum gibt es doch einige schöne Dinge zu sehen, an denen ich zufällig vorüberkam… 

… wie zum Beispiel diese süße Brücke…
… dieser hübsche Ausblick auf den Fluss…
… und ein Einkaufszentrum, das aus Schiffscontainern gebaut ist. Ja, richtig!

Christchurch wurde bei einem Erdbeben 2010 (glaube ich) in großen Teilen zerstört, die Auswirkungen davon sieht man außerhalb des Stadtzentrums immer noch. Und anscheinend wurde nach dem Erdbeben auch das Einkaufszentrum nicht wieder aufgebaut, sondern stattdessen aus Schiffscontainern neu errichtet. Es ist auf jeden Fall etwas eigenes!

Was allerdings weniger schön war, war der Fakt, dass alle Geschäfte, Fast-Food und Takeaway-Läden und Buden schon geschlossen hatten. Ich hatte noch nie eine so große Stadt gesehen (denn Christchurch ist schon eine Großstsadt), die in dieser Hinsicht einen solchen Kleinstadt-Status hatte. Um acht Uhr alles zu! Der einzige offene Laden, den ich in der Innenstadt fand, war ein Restaurant, in dem ich für 33$ eine Pizza hätte essen können, und das sparte ich mir dann mal. Meine teuerste Pizza hatte 22$ gekostet, und selbst das war eigentlich schon viel zu teuer gewesen. So kehrte ich unverrichteter Dinge ins Hostel zurück und ging ohne Abendessen ins Bett. Doch wieder zeigte sich, was ich schon nach meinem Flug nach Neuseeland bemerkt hatte: eigentlich war ich gar nicht hungrig. Tatsächlich aß ich bis zum Abendessen am nächsten Tag nichts als ein Twix, und besonderen Hunger hatte ich trotzdem nicht. Es lebe meine seltsame Form des Jetlags!

Am nächsten Morgen stand ich zeitig auf und checkte aus, denn ich hatte einen Bus runter nach Alexandra gebucht, der schon recht früh morgens abfuhr. Die Gegend wurde vor allem gegen Ende richtig schön…

… und die Richtung fühlte sich irgendwie richtig an, mir war nicht mehr so übel. Und so trug mich dieser Bus endlich in Richtung meines neuen Schicksals.

Auckland… und mehr Auckland.

Der Titel fasst das Ganze eigentlich recht gut zusammen. Als ich von Paihia aus mit dem Bus zurückkam und die Skyline von Auckland vor mir auftauchen sah, hatte ich noch gehofft und eigentlich auch fest geplant, einfach so schnell wie möglich aus der Stadt rauszukommen. Städte sind nichts für mich, und Auckland ist nunmal bei weitem die größte Stadt Neuseelands und damit erst recht nichts für mich. Aber irgendwie kam ich nicht aus Auckland raus, ein Phänomen, das, wie ich später herausfinden sollte, relativ verbreitet unter Backpackern ist, dass man zu Anfang irgendwie klebenbleibt.Bei mir kam erschwerend dazu, dass sich meine ursprünglichen Pläne jetzt noch einmal änderten. Hatte ich zuvor vorgehabt, erstmal im Norden zu arbeiten und mir dann die Nordinsel anzusehen, empfahl mir Katey aus dem Work’n’Holiday-Büro, lieber erst die Südinsel zu machen, solange es dort Sommer war. Ich hatte also falsch gelegen mit meiner Annahme, dass es im Januar dort schon kälter wurde. Somit versuchte ich über mehrere Tage verteilt, einen Weg zu finden, mit diversen Bussen auf die Südinsel zu kommen. Ich hatte mir dort unten in Central Otago, also recht weit südlich, schon ein Hostel ausgesucht, genauer gesagt ein Working Hostel, damit ich zuerst etwas arbeiten können würde, um meine doch recht dürftige Reisekasse aufzubessern. Doch obwohl die Fernbusse in Neuseeland recht billig sind, summierten sich die Kosten in meinen Planungen doch immer weiter auf, vor allem, weil ich ja auch noch Hostelnächte in diversen Städten würde zahlen müssen. Hinzu kam dann noch die Fähre von der Nord- auf die Südinsel, die an sich schon um die 60$ pro Person kostet. Letztendlich stellte es sich als billiger heraus, einfach auf die Südinsel zu fliegen.

Innerhalb von Neuseeland kann man sehr billig fliegen, einer der Jungs aus meiner Reisegruppe hatte einen Flug von Auckland nach Nelson für 80$ gebucht. Da ich meinen Flug nur einige Tage im Voraus buchte, musste ich jetzt knapp 160$ inklusive Gepäck zahlen, doch das war es mir auf jeden Fall wert. Der Flug ging bis nach Christchurch, rückblickend ein Fehler. Es wäre deutlich sinniger gewesen, bis nach Queenstown runter zu fliegen, da das deutlich näher an Alexandra liegt als Christchurch, aber so weit habe ich nicht gedacht. Somit buchte ich noch eine Nacht im Hostel in Christchurch und dann einen Intercity-Bus bis runter nach Alexandra, und damit hatte ich nach (seit der Rückkehr aus Paihia) einer Woche in Auckland endlich mein Ticket raus aus der Stadt für in vier Tagen.

Die knapp 1 1/2 Wochen in Auckland beinhalteten allerdings auch einige schöne Erfahrungen. Davon abgesehen, dass auch Hobbingen in diese Zeit fiel, unternahm ich einige Sachen mit den Anderen aus meiner Reisegruppe, die noch in Auckland waren. So ging ich an einem Abend mit zwei Mädels in einen Comedy-Club, einen anderen Abend waren wir zu sieben Leuten am Hafen verabredet, wo es (zumindest im Sommer) einmal in der Woche ein Outdoor-Kino gab, bei dem der Film auf ein großes Silo projiziert wurde und die Besucher am Hafen auf den Rasenflächen saßen. Eintritt musste man nicht zahlen. An diesem Abend lief „Das Leben des Brian“.

Bevor wir uns den Film ansahen, waren wir in einem Restaurant essen, und dort lief mir plötzlich das Mädel wieder über den Weg, das mir in Hobbingen die Blätter von dem Beutelsend-Baum geschenkt hatte! Die Situation war völlig bizarr, aber wir wünschten uns gegenseitig noch viel Glück für unsere Zeit in Neuseeland, und irgendwie beflügelte mich dieses Wiedersehen noch für eine Weile.

Davon abgesehen hatte ich in Auckland drei „größere“ schöne Erlebnisse. Das erste war schon, bevor ich überhaupt mein Ticket aus Auckland raus hatte, und zwar ein Tag auf Waiheke Island. Diese Insel liegt vor Auckland und ist als Tagestrip relativ beliebt und verbreitet. Wir nahmen morgens die Fähre, und ich war froh, die Enge der Stadt für einen Tag hinter mir zu lassen. 

In dem Ticket für die Fähre war auch ein Busticket für die Linienbusse auf der Insel beinhaltet, sodass wir nicht nur aufs Wandern angewiesen waren. Nachdem wir die Fähre verlassen hatten, setzten wir uns zuerst in ein kleines Café ein Stückchen weiter, tranken jeder einen Kaffee (bzw. ich eine heiße Schokolade) und machten uns dann auf den Weg. Irgendwoher hatte irgendjemand eine Karte gezaubert, und auf der hatten wir uns einen Strand herausgepickt, zu dem wir jetzt den Bus nahmen. Onetangi Beach hieß er und war ehrlich gesagt einfach schön. 

Super klares Wasser. Das ist das Meer!!

Das hier war die Idee von Lina, unserer Finnin. Über dem „a“ von Waiheke ist mein kleiner Kiwi Emil, die anderen Tiere sind Linas. Unten stehen unsere Namen: Lina, Pete, Katie, Victoria, und Maxine.

Schwimmen sind wir leider nicht gewesen. Wir haben dann noch direkt neben dem Strand in nem Lokal Mittag gegessen (die Zeit ging an dem Tag irgendwie so schnell rum), und dann sind wir losgewandert. Wir wollten eigentlich zu einem Weingut, das gar nicht so weit weg sein sollte, weil die anderen vier eine Weinprobe machen wollten. Ich weiß nicht, ob wir in die falsche Richtung gelaufen sind oder was sonst war, auf jeden Fall haben wir das Weingut nicht gefunden. Irgendwann haben wir dann an einem anderen Weingut angehalten, wo man auch eine Weinprobe machen konnte, weil es uns irgendwie alle frustriert hat, dass wir nicht da hingekommen sind, wo wir eigentlich hinwollten. Das Wandern an sich war auch nicht so richtig das Wahre, weil wir die ganze Zeit nur neben der Straße auf dem Grünstreifen hergelaufen sind und es irgendwie kein richtiges Wandern war. Die Umgebung war superschön! Aber aus welchen Gründen auch immer habe ich davon keine Bilder. Nach der Weinprobe habe ich dann aber wenigstens noch einige Bilder von den Weinbergen gemacht (die auch total schön waren)…

… und Emil hat Geschmack an den (noch völlig unreifen) Weintrauben gefunden!

Danach wurde es schon fast spät, und wir waren alle ziemlich platt, und deshalb nahmen wir einfach den Bus zurück zum Hafen und waren ca. um halb sechs zurück in der Stadt. Ach übrigens…

… das Wasser im Hafen von Waiheke!

Insgesamt war Waiheke Island super schön, aber wir hatten viel zu wenig Zeit. An einem Tag kann man nicht genug von der Insel sehen, um wirklich überhaupt etwas gesehen zu haben. Ich habe später jemanden kennengelernt, der drei Nächte auf Waiheke Island verbracht hat, und er hatte natürlich eine ganz andere Erfahrung auf der Insel als wir. So kann man die Insel schon eher entdecken. 

Das zweite „größere“ schöne Erlebnis war noch am selben Tag wie Waiheke, und zwar bin ich mit Lina auf einen Pub Crawl gegangen. Den hatte Katey aus dem WnH-Büro schon zuvor erwähnt und eigentlich wollte sie auch mitkommen, aber letztendlich sind Lina und ich doch alleine gegangen. Eigentlich hatte ich gar keine große Lust darauf, so eine Kneipentour ist nunmal so gar nichts für mich. Aber nachdem wir vom ersten in den zweiten Pub gewandert waren, habe ich einen unheimlichen Spaß an der Sache entwickelt, was ich niemals erwartet hätte. Ich habe natürlich nichts getrunken, sondern meine Free-Drinks-Chips an Lina gegeben, die dafür für mich den Eintritt gezahlt hatte, aber am Ende habe ich mich betrunkener benommen als sie. Ich habe getanzt wie eine Irre, und dafür, dass Clubs so gar nicht mein Ding sind, hatte ich furchtbaren Spaß an diesem Abend. 

Das dritte Erlebnis war das Hafenfestival in Auckland. Ich glaube, es war irgendwie Aucklands Geburtstag (oder sowas?), auf jeden Fall gab es am Hafen ein mehrtägiges Festival. Ich bin nur einen Tag da gewesen, aber das reichte auch, denn der Tag, als ich da war, war „Busker’s Festival“. Das heißt, überall auf der Hafenpromenade verteilt traten den ganzen Tag über Straßenkünstler, also Akrobaten auf. Die Zeiten, wann wer wo auftrat, waren festgelegt, und irgendwo hatte jemand einen Terminplan aufgetrieben, sodass wir uns mit den Acts schon vertraut machen und entscheiden konnten, wen wir uns ansehen konnten. Ich habe mich völlig in eine Artistengruppe aus Kanada verliebt, die ich mir dann an dem Tag sogar noch ein zweites Mal angesehen habe. Quatuor Stomp heißen sie und waren der Hammer.

Nicht von den Kostümen täuschen lassen!

[Okay, ich habe jetzt um die 8 Mal versucht, hier Videos von der Performance hochzuladen, es funktioniert nicht. Guckt euch die Jungs hier auf Facebook an, da kann man auch einiges sehen, und meine Videos kann ich euch dann gerne zeigen, wenn ich wieder zu Hause bin.]

Davon abgesehen sahen wir uns eine Vorführung von Maoris an. Ein Teil des Hafenfestivals war quasi ein Maori-Viertel mit diversen Schmuck- und Essensständen, dessen Mittelpunkt allerdings eine Halle mit einer großen Bühne bildete. Es wurden verschiedene Dinge vorgeführt, unter anderem natürlich ein Haka. Die Maoris holten auch für einen Teil des Programmes kleine Mädchen aus dem Publikum auf die Bühne und übten mit ihnen eine einfache Choreographie mit Pois ein, und nachdem der Haka einmal vorgetanzt worden war, durften alle Männer, die wollten, mit auf die Bühne, bekamen die „Grundschritte“ beigebracht und führten dann gemeinsam mit den Maoris den Haka aus. Das alles war beeindruckend anzusehen, obwohl ich gar nicht viel gesehen habe, weil ich so weit hinten stand. Vor allem den Haka fand ich schön, erlebt zu haben, weil dieser viel eher meiner Vorstellung des Hakas entsprach, als der, den ich „damals“ in den Waitangi Treaty Grounds gesehen habe, einfach weil dieser jetzt so viel größer war. Auf der Bühne standen um die 15 bis 20 allein männliche Maoris, im Gegensatz zu den vieren, die in den Waitangi Treaty Grounds den Haka ausgeführt hatten. Was mich jedoch an der Vorstellung am meisten faszinierte, war das letzte Lied, das gesungen wurde. Es war ein Dank- und Loblied an eine Maori, „der es zu verdanken ist, dass die Maori-Kinder heute noch Maori sprechen“, also jemanden, der einen bedeutenden Teil zur Erhaltung der Sprache und damit der Kultur beigetragen hatte. Das Lied trieb mir eine Gänsehaut über die Arme, und sowas passiert bei mir eigentlich nicht. Ich fange bei manchen Liedern vielleicht an zu weinen, aber ich bekomme keine Gänsehaut. 

Es war nun schon der 29.01. und ging langsam in die Phase, in der fast alle anderen aus meiner Reisegruppe schon abgereist waren und die letzten kurz vor dem Aufbruch standen. Da war ich natürlich mit einbegriffen, doch ich hatte immer noch anderthalb Tage vor mir, während zumindest die anderen aus dem Work’n’Holiday-Büro alle schon weg waren. Über „Zimmernachbarn, Freunde von Zimmernachbarn und Zimmernachbarn von diesen Freunden“ hatte sich mein „Bekanntenkreis“ etwas vergrößert und ich hatte unter anderem Luzie kennengelernt, die an diesem Tag auch mit am Hafen gewesen war und die noch einen Tag länger in Auckland blieb als ich. Wir beiden wären die einzigen gewesen, doch an diesem Abend lernten wir im Hostel Oli kennen, der eine Art von Selbstbewusstsein hatte, die ich mir noch immer selbst wünsche: als er gekocht hatte, kam er einfach an unserem Tisch (wir saßen zu dritt, mit noch einem Mädel, an einem 6er-Tisch) und fragte „Hey Mädels, darf ich mich zu euch setzen?“ Keine von uns kannte ihn oder hatte schonmal mit ihm gesprochen. So macht man Bekanntschaften! Aus dem Blick, den Luzie mir zuwarf, konnte ich erkennen, dass sie ihn für sein Selbstbewusstsein genauso bewunderte wie ich. Mit Oli und Luzie ging ich dann am Abend noch einmal zum Hafen hinunter, weil wir uns ds Feuerwerk ansehen wollten, das zum Abschluss des Hafenfestivals veranstaltet wurde.

… es war nicht schlecht, aber jetzt auch nichts besonderes. Ein bisschen lahm selbst gegen das Hüstener Kirmesfeuerwerk, für die, die damit was anfangen können. 😉

Am nächsten Tag nahm ich mit Luzie zusammen noch den Bus zu einem Strand, weil das Wetter super war und wir beide Lust auf Sommer, Sonne, Sonnenschein hatten. Oli hatte keine Lust und so waren wir beiden Mädels, beide etwas planlos, auf uns allein gestellt. Wir sind aber letztendlich doch angekommen und hatten auch einige echt schöne Stunden da am Strand. 

Takapuna Beach

Ja, das Wasser war etwas kalt zum Schwimmen, aber drin gewesen sind wir trotzdem. Ich etwas länger, Luzie etwas weniger lang, aber drin waren wir beide. 

Den späten Nachmittag und Abend verbrachten wir dann zu dritt mit Oli im Hostel, und am nächsten Tag, den 31.01., hieß es dann auch schon Abschied nehmen von meinen neu gewonnenen Freunden, von den Mädels im Work’n’Holiday-Büro und endlich, endlich auch von Auckland.

Ein Hobbit geht nach Hause

Im Hostel in Auckland lernte ich schon am Samstagabend einen Brasilianer kennen, mit dem ich mich ganz gut verstand. Wie ich erfuhr, lebt er inzwischen in Australien und studiert da, und von da aus hatte er sich jetzt fünf Tage für Neuseeland genommen. Ich verstehe nicht, warum man sich für Neuseeland nur fünf Tage nimmt, aber jeder wie er will. Auf jeden Fall hatte er vor, in diesen fünf Tagen unter anderem Hobbingen zu besichtigen. Das traf sich gut, immerhin wollte ich dort auch unbedingt noch hin, bevor ich mich auf den Weg aus Auckland weg machte, denn von Auckland aus sind es bis nach Matamata, dem Ort, bei dem das Filmset liegt, nur etwa zwei bis zweieinhalb Stunden Fahrt. Ursprünglich hatte es Pläne gegeben, nach denen ich mit Einigen, die ich über meine Organisation kannte, nach Hobbingen hatte fahren wollen, doch diese Pläne hatten sich im Sand verlaufen, und so entschied ich mich, mit Anderson, dem australischen Brasilianer, hinzufahren. Ich buchte also am Montag unsere Tour für Dienstag, den 24.01., über Work’n’Holiday bekam ich noch etwas Rabatt auf die Tour. Wir buchten einen Bus bis Matamata, von wo aus Tourbusse bis zum Filmset fahren, und dann war auch schon alles fest. Das passierte irgendwie alles so schnell, dass ich gar nicht wirklich die Zeit fand, mich in einen Zustand der Vorfreude zu versetzen. Das Einzige, woran ich meine Aufregung merkte, war, dassich in der Nacht auf Dienstag kaum schlafen konnte. Wir mussten wirklich früh aufstehen, da unser Bus schon um 7:00 früh vom Hafen abfuhr, wohin wir auch noch etwa anderthalb Kilometer zu gehen hatten. Ich wachte also diese Nacht alle halbe Stunde auf, mit dem Gefühl, den Wecker schon verpasst und verschlafen zu haben, bevor ich auf die Uhr schaute und merkte, dass es erst 3:30 war. Oder 4:45.Wir verschliefen letztendlich natürlich nicht, wir bekamen auch unseren Bus, und um 7:10 ließen wir das CBD von Auckland hinter uns und fuhren südlich in Richtung Matamata. Jetzt kam meine Aufregung doch langsam raus, und ich war während der gesamten Busfahrt furchtbar zerstreut. Auf dem Großteil der Fahrt herrschte zwischen mir und Anderson unangenehmes Schweigen, denn nachdem wir uns ganz zu Anfang wirklich gut verstanden hatten, stellte sich schnell heraus, dass er mehr Interesse an mir hatte als ich an ihm, was ich dementsprechend zurückwies. Der Plan, zusammen nach Hobbingen zu fahren, entwickelte sich jedoch trotzdem, und so war es im Endeffekt einfach unangenehm. Oder, zumindest wäre es unangenehm gewesen, wäre es mir nicht so unglaublich egal gewesen. Ich wurde im Laufe der Fahrt so aufgeregt, dass mir das Schweigen zwischen uns beiden völlig schnuppe war. Ich fuhr nicht für Anderson, ich fuhr für mich. Sollte er doch machen, was er wollte. 

Die Fahrt führte uns unter anderem durch eine Gegend, die dem Auenland sehr ähnlich sah, was mich schon wirklich in Stimmung brachte. Es war nicht das Auenland, und danach sah es auch eine Weile lang wieder komplett anders aus, aber es war schon toll. 

Ich habe mich selbst selten so aufgeregt und hibbelig erlebt wie an diesem Tag. Als der Bus endlich, endlich in Matamata vor der iSite, also dem Informationszentrum hielt, hatte ich fast einen Nervenzusammenbruch. Die iSite war ein Hobbit-Haus!!

In der iSite bekamen wir unsere Bustickets, und dann hieß es etwa eine halbe Stunde lang warten, bis unser Bus kam, der uns zur Alexander-Farm außerhalb von Matamata brachte, auf der das kleine Hobbit-Dorf vor etwa 17 Jahren zum ersten Mal entstanden ist. Die Busse waren die besten Busse, die ich jemals gesehen habe…

Als endlich alle in den Bus gestiegen waren und die Fahrt losging, steigerte sich meine Anspannung fast ins unermessliche. Wir verließen den Ort und fuhren in Richtung der Farm, während uns unsere Busfahrerin mit relativ irrelevanten Infos über die Gegend um Matamata zulaberte. Etwa 10km weiter sammelten wir am „Shire’s Rest“, dem Souvenirshop, noch den zweiten Teil der Führungsgruppe (hauptsächlich Asiaten) und unsere tatsächliche Führerin ein, und dann ging es auf die Alexander- Farm. Auf einem Bildschirm vorne im Bus lief ein „Einführungsvideo“, in dem Peter Jackson uns in Hobbingen begrüßte und einige Hintergrundinfos zum Setbau und der Location-Findung vor dem Dreh zu „Der Herr Der Ringe“ lieferte. Währenddessen sah die Umgebung inzwischen tatsächlich 100% nach Auenland aus, und ich fühlte mich so glücklich, wie zuletzt, als ich in Auckland angekommen war. Das hier war… zu Hause!

Das Wetter war jetzt nicht ganz perfekt, aber das konnte meine Laune jetzt mal so überhaupt gar nicht beeinträchtigen. Wir wurden an einer Hecke rausgelassen, und hinter der Hecke stand das Willkommensschild, das einem quasi zurief: ihr seid da! Ihr habt es tatsächlich geschafft! Willkommen in Mittelerde!

Von da aus ging es ein kurzes Stück einen Weg lang, und dann kam man durch die Steinmauer, durch die Bilbo im Hobbit läuft. Ich war tatsächlich in den Filmen angekommen!! What a time to be alive! 

Wir bekamen die erste Möglichkeit, ein paar Hobbithöhlen zu fotografieren. Natürlich nur von außen, denn eine Inneneinrichtung hat keine der Behausungen, nicht einmal Beutelsend. Hinter den Türen geht es in einen kleinen, in den Berg gegrabenen Raum, der etwa zwei Quadratmeter groß ist, grade groß genug also, um hineinzugehen.

Die ersten Hobbithöhlen des Tages

Unsere Führerin hielt dann auch den ersten Teil ihrer Vorträge, in dessen Verlauf sie uns fragte, was Bilbo denn rief, als er durch den Gang mit der Steinmauer läuft, durch den auch wir gerade gekommen waren. „I’m going on an adventure!“, rief ich drauflos, war allerdings tatsächlich die einzige, die antwortete! Meine Gruppe tat mir verdammt leid… die waren ja alle so gar nicht aufgeregt! Was macht man denn dann da in Hobbingen?! Ich bin den ganzen Tag quasi da nur durch die Gegend geschwebt, so happy war ich! Wenn man das nicht so empfindet, warum ist man überhaupt da…?!

Was mir auch auffiel, was mir allerdings auch im Vorhinein schon bewusst gewesen war, war, wie unglaublich viele Leute da waren. Die Touren gingen an diesem Tag soweit ich weiß alle 20 Minuten los, und jeweils eben eine ganze Busladung – da kommt schon ne ganze Menge Leute zusammen, die wir jetzt schon von unten quer durch das Hobbitdorf laufen sahen. 

Besucher vor Beutelsend, das man schon vom Eingang aus ganz oben auf dem Hügel thronen sehen konnte

Doch es war mir egal, dass so viele Leute da waren, denn es war nunmal, trotzdem das Wetter noch nicht allzu gut war, ein relativ warmer Tag und es würde auch noch schöner werden, daher war es verständlich, dass noch mehr Menschen als ich die Idee gehabt hatten, heute Hobbingen zu besuchen, und das war ja auch okay. In Folge der recht großen Besucherzahl mussten wir im Laufe der Führung einige Male warten, bis wir zum nächsten Punkt  weitergehen konnten, weil die Gruppe vor uns noch nicht fertig war. 

So unheimlich viel bleibt mir zu Hobbingen selbst gar nicht zu sagen. Es war ein unglaubliches Erlebnis für mich, garantiert der Höhepunkt meiner bisherigen Reise, und wahrscheinlich wird es auch der Höhepunkt bleiben. Das Dorf selbst ist unglaublich detailverliebt gebaut worden, mit Hobbithöhlen, die dem Bäcker oder dem Fischer gehören, mit mehreren Wäscheleinen, an denen tatsächlich Wäsche im Wind flatterte, mit Schornsteinen, die mitten aus dem Berg ragen, wo sie auch wären, wenn sie wirklich zu einer Hobbithöhle gehörten, und mit der tatsächlichen Taverne des Grünen Drachen. Hier ein paar Eindrücke: 

Das Heim des Fischer-Hobbits. Rechts sieht man auf dem Tisch zwei eingewickelte Fische liegen (natürlich keine echten).
Beim Imker-Hobbit
Eine der Wäscheleinen
Vor der Höhle des Bäcker-Hobbits. Obwohl die Backwaren nicht echt waren, saßen Fliegen und Bienen darauf.
Einer der Schornsteine, der zur theoretisch darunterliegenden Hobbithöhle gehörte

An einer Stelle, kurz bevor wir den „Gipfel“ des Hügels und damit Beutelsend erreichten, konnte jeder von unserer Führerin ein Bild von sich im Eingang einer Hobbithöhle machen lassen. Das nahm dadurch, dass wir nunmal ein ganzer Bus an Leuten waren, einige Zeit in Anspruch. Ich war jedoch zum Glück recht früh an der Reihe, sodass ich nach meinem Bild mich ein Stück weiter auf einen großen Stein setzen und entspannt noch eine ganze Weile von schon recht weit oben über Hobbingen hinwegsehen konnte. 

Endlich in meinem eigenen Haus… 🙂

Beutelsend selbst war natürlich einer der beiden großen Höhepunkte der Führung. Wenn man sich aus Hobbingen an etwas erinnert, dann wohl an Bilbos / Frodos Haus:

Das ikonische Schild aus dem ersten „Herrn der Ringe“
Das Fenster, durch das Gandalf im ersten „Hobbit“ hineinschaut und Bilbo erschreckt. (Ja, da kommt dann doch der Hardcore-Fan in mir durch.)

Über Beutelsend thront, recht markant, eine große Eiche.

Dieser Baum ist, wie ich schon vorher wusste, nicht echt. Für die Dreharbeiten zum Herrn der Ringe wurde ein Baum woanders abgeschlagen und dann über der Hobbithöhle für die Dauer der Dreharbeiten wieder aufgestellt, und als dann die Hobbit-Filme gedreht wurden, baute man aus Metall und Tausenden von Kunststoffblättern einen künstlichen Baum, der, wie der Rest des Sets auch, lange stehen bleiben konnte. Als uns an unserem ersten Tag in Auckland über die verschiedenen Sehenswürdigkeiten in Neuseeland erzählt wurde, hatte Katey gesagt, dass man im Laufe der Tour durch Hobbingen gefragt würde, ob der Baum echt sei, und wenn man mit „Nein“ antworte, bekäme man ein Blatt des Baumes als Andenken geschenkt. Man kann sich vorstellen, dass ich leicht enttäuscht war, als wir bei Beutelsend gewesen und dann daran vorbei und weitergegangen waren, ohne dass unsere Führerin uns nach der Echtheit des Baumes fragte, doch ich war nicht allzu traurig oder dachte zu viel darüber nach, dafür war ich noch immer viel zu aufgedreht und glücklich, überhaupt in Hobbingen zu sein.

Nach Beutelsend ging es wieder den Hügel hinunter, wo wir ganz unten als nächstes die große Festwiese besichtigten, mit dem wirklich, wirklich großen party tree, vor dem Bilbo die Rede zu seinem einhundertundelfzigsten Geburtstag hielt. Die Wiese schien jetzt recht groß und leer, aber der Baum war trotzdem einwandfrei zu erkennen. 

Große, leere Wiese .1
Große, leere Wiese .2
Der Baum ist seit dem Dreh zum Herrn der Ringe natürlich noch weiter gewachsen und deshalb jetzt noch größer als im Film

Wir waren auf dem Weg von Beutelsend hinunter zur Festwiese natürlich noch an einigen Hobbithöhlen vorbeigekommen…

… zum Beispiel an der Käserei (wie man im Fenster links erkennen kann)…
… und an dieser Höhle im kleineren Maßstab, bei der man tatsächlich in den Vorgarten hineinkonnte (die meisten der Tore waren verschlossen) und sogar die Türglocke (rechts neben mir) läuten konnte – die allerdings keinen Ton machte.

Die Höhlen sind in verschiedenen Maßstäben gebaut, sodass z.B. Beutelsend oder auch die Höhle, in der wir fotografiert wurden, in „Lebensgröße“ sind, sodass sie quasi von Schauspielern „bewohnt“ werden können, sodass die Größe passt, während andere, wie zum Bespiel diese, kleiner sind, damit z.B. Gandalf vorbeilaufen und die Höhle im Gegensatz zu ihm, der er ja kein Hobbit ist, klein wirken kann. Die Mehrzahl der Höhlen ist jedoch in Lebensgröße gebaut.

Dieser Schnappschuss von einem (wirklich großen!) Schmetterling gelang mir kurz vor der Festwiese – worauf ich schon stolz bin, normalerweise bin ich in solchen Momenten immer zu langsam

Nervig war nur, wie mir inzwischen unangenehm aufgefallen war, dass die vielen Asiaten, die wir am Shire’s Rest eingesammelt hatten, ständig überall vor standen. Man hatte kaum die Möglichkeit, einfach ein schnelles Bild von dieser oder jener Hobbithöhle zu machen, selbst wenn die Höhle keinerlei Besonderheiten hatte, weil gefühlt jede der Asiatinnen (ja, vor allem der Frauen) vor jeder Hütte fotografiert werden wollte oder musste. Die Vorurteile, die viele Menschen gegenüber diesen asiatischen Reisegruppen haben, kommen nunmal doch irgendwo her und haben auch einige Wahrheit an sich. 

Doch das konnte meiner insgesamt völlig euphorischen Stimming keinen Abbruch tun. Nach der Besichtigung der Festwiese kamen wir noch an Sams Haus vorbei…

„Yes, Mr. Frodo. I’m home.“ // So ist das Zitat gar nicht richtig. Warum hab ich das so falsch im Kopf gehabt und war mir da so unglaublich sicher bei?! // „Well, I’m back.“

… und dann ging es auch schon in Richtung des Grünen Drachen, wo jeder ein selbstgebrautes Bier oder, für die, die das nicht wollten, einen Softdrink bekommen würde.

Auf geht’s!!

Auf dem Weg zur Taverne geschah nun das, was den Tag für mich wohl absolut zur Perfektion brachte. Ein Mädel aus meiner Gruppe, das ich nicht kannte, sprach mich an, fragte mich kurz auf Englisch, ob ich auch aus Deutschland wäre (woher auch immer sie das genau wusste, aber Recht hatte sie ja), und erzählte mir, jetzt auf Deutsch, dass sie bei Beutelsend einige Blätter des unechten Baumes gefunden hatte, die wohl vom Wind heruntergeweht worden waren, und unsere Führerin ihr auf Nachfrage gesagt hatte, sie sollte die Blätter ruhig behalten. Und jetzt war sie auf mich zugekommen und schenkte mir zwei von ihren Beutelsend-Blättern!!! Sie hatte drei Stück aufgesammelt und wollte nur eines für sich behalten! Ich konnte im ersten Moment, nachdem sie das gesagt hatte, überhaupt nichts erwidern, weil ich so geflasht davon war, dass sie das tatsächlich ernst meinte. Auf mein „Wie jetzt?“, das ich irgendwann wenig geistreich hervorbrachte, erwiderte sie, dass ich ja so aufgeregt schien, hier zu sein, und so glücklich aussah, dass sie sich dachte, ich würde mich über die Blätter bestimmt freuen. Und das habe ich auch, verdammt nochmal, ich habe mich so unglaublich gefreut, dass ich das (immer noch fremde) Mädel einfach umarmen musste und die nächsten fünf Minuten mit einem völlig dämlichen Grinsen und dem ständigen Bedürfnis, laut loszulachen vor Glück, durch die Gegend lief. 

Meine Blätter von Beutelsend. LIEBE!!! 

Nicht, dass ich nicht schon vorher völlig euphorisch gewesen wäre, aber jetzt hatte das nochmal ganz andere Maßstäbe angenommen. Ich war so unglaublich glücklich, dass ich doch noch eins, beziehungsweise sogar zwei der Blätter bekommen hatte, dass ich es gar nicht wirklich beschreiben kann. Das hört sich völlig banal an, ja, aber es bedeutete mir unheimlich viel und brachte mich dementsprechend auch in Stimmung. So noch weiter beflügelt, kam ich kurz darauf am Grünen Drachen an. 

Nur noch über die Brücke!
Eines der Fässer, in denen das „Bier gebraut“ wird
Da war die Sonne grad mal wieder verschwunden, weshalb das Bild recht dunkel ist… die meiste Zeit war es eigentlich sehr sonnig
Der Blick im Innern der Taverne. Es sieht nicht aus wie im Film, da die Szenen im Grünen Drachen im Studio in Wellington gedreht wurden und am Set in Matamata damals nur die Fassade stand, aber man kann sich trotzdem gut vorstellen, wie hier fröhliche Hobbit-Feste gefeiert werden.

Im Grünen Drachen traf ich mich mit Anderson wieder. Wir hatten uns im Laufe der Führung irgendwie getrennt, noch nicht einmal absichtlich, doch mir persönlich war es ganz recht gewesen. Es machte mir allerdings auch wenig aus, jetzt doch mit ihm zusammen in der Taverne zu sitzen und mein Ginger Ale zu trinken, das zwar etwas nach Brause schmeckte, was mich aber nicht weiter störte. 

Ich kaufte mir zusätzlich noch einen Muffin, weniger weil ich Hunger hatte, sondern vielmehr, weil ich, wo ich nunmal die Chance hatte, bei den Hobbits zu essen, deren größte Leidenschaft das Essen ist, ich diese Chance nicht ungenutzt verstreichen lassen wollte. 

Der Muffin war jetzt zwar nicht das Nonplusultra, aber für die Erfahrung war es mir das wert. Nachdem ich aufgegessen und auch meinen leeren Tonbecher zurückgegeben hatte, ging ich nach draußen, um mich an den kleinen See zu setzen und für eine kleine Weile noch so etwas wie relative Ruhe im Vergleich zum geschäftigen Inneren der Taverne zu erleben. 

Und wie ich da so am Wasser saß und gedankenverloren und noch immer auf allen Wolken schwebend vor mich hinblickte, sprach mich plötzlich eine mir unbekante Frau an, die mir mitteilte, dass meine Gruppe schon weitergegangen war. Das erschreckte mich, denn so wie ich das von den Gruppen mitbekommen hatte, die vor uns im Grünen Drachen angekommen waren und auch dementsprechend vor uns wieder gingen, liefen in der Taverne mehrere Leute herum, die mehrfach laut fragten, ob noch Besucher aus der Gruppe von Führer XY da waren, weil die Gruppe jetzt weiterginge. Doch eine solche „Ausrufung“ meiner eigenen Gruppe hatte ich nicht mitbekommen, weshalb ich so entspannt weiter am See gesessen hatte. Jetzt lief ich schnell den Weg in Richtung des Ausganges entlang und holte meine Gruppe bald ein, woraufhin das Mädel, das mir die Blätter geschenkt hatte, mir erzählte, dass sie zwar nach mir gesucht, mich aber nicht gefunden hätte, woraufhin sie mich der Angestellten, die mich letztendlich auch gefunden hatte, beschrieben hatte. Ich war fast gerührt, schon alleine davon, dass sie mein Fehlen überhaupt so schnell bemerkt hatte, und noch mehr davon, dass es sie so sehr kümmerte.

Jetzt kam auch nicht mehr viel vom Set, wir kamen noch an einigen kleineren Hobbithöhlen vorbei und durch einen kleinen Kräutergarten, und dann stand ich auch schon außerhalb der Tore und war drauf und dran, wieder in den grünen „Hobbiton Tours“-Bus zu klettern. Ich sah noch einmal sehnsüchtig zurück, wo ich noch einige der bunten Farben des Dorfes sehen konnte, und sagte mir, dass dies wohl einer der magischsten Tage in meinem ganzen Leben bleiben würde, während ich dann in den Bus stieg. 

Auf dem Rückweg hielten wir noch einmal am Shire’s Rest, also dem Souvenirshop, und unsere Busfahrerin schärfte uns ein, dass wir eine Viertelstunde hatten und dann zurück am Bus sein mussten, weil sie dann so oder so fahren würde. Ich konnte einfach nicht anders und kaufte mir in dem hoffnungslos überfüllten Laden, natürlich zu völlig überteuerten Preisen, einen Thermobecher von Hobbingen und eine Anstecknadel in Form von Saurons Auge, hielt mich selbst im letzten Moment davon ab, ein T-Shirt zu kaufen, das ich sowieso nie getragen hätte, und kehrte glücklich zum Bus zurück. Das Glück schlug plötzlich in so etwas wie Panik um, als der Bus sich wieder in Bewegung setzte und Anderson noch nicht wieder da war. Ich versuchte ihn zu erreichen, um ihm zu sagen, dass der Bus ohne ihn abgefahren war, doch ich kam nicht zu ihm durch. Wieder unten im Ort angekommen, fragte ich in der iSite nach, ob man irgendwie das Shire’s Rest kontaktieren könnte, doch die beiden Damen teilten mir mit, dass er einfach würde warten müssen, bis ein Bus herunterfahren würde, in dem noch Plätze frei wären, was jedoch eine Weile dauern könnte. So setzte ich mich draußen in die Sonne und stellte mich auf einige Wartezeit ein. Das war allerdings nicht weiter schlimm, denn unser Bus zurück nach Auckland ging erst nach sechs Uhr abends, und jetzt war es etwa zwölf Uhr mittags. Draußen begann ich ein ungezwungenes Gespräch mit einem Amerikaner namens Ben, der Neuseeland mit dem Fahrrad bereiste, und ich fand mein Leben einfach schön. Anderson tauchte irgendwann dann wieder auf, und von diesem Moment an begann das unangenehme Zeit-totschlagen, bis unser Bus zurück ging. Wir liefen ein bisschen in Ort herum und holten uns, als es dann endlich langsam Abend wurde, eine Pizza, bevor ich endlich von dem Bus erlöst wurde. Jetzt standen zwar noch zweieinhalb weitere Stunden des unangenehmen Schweigens bevor, doch war das im Bus irgendwie erträglicher, so dachte ich. Falsch gedacht, denn Anderson setzte sich erst gar nicht neben mich, was ich zwar bis heute nicht verstehe, aber es hieß, dass ich nicht zwischen unangenehmem Schweigen und gezwungener Konversation wählen musste, was mir nur recht sein konnte. 

Letztendlich war vor allem das, was nach der Führung an diesem Tag noch folgte, einfach blöd, aber für dieses Erlebnis hätten die Umstände sonstwas sein können, und es wäre mir egal gewesen. Es macht einfach im Vergleich zu dem, was ich erlebt und gesehen habe, überhaupt nichts aus, so froh war ich, und deswegen sehe ich auf diesen Tag so unglaublich glücklich zurück, dass es fast gruselig ist.